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Sultans of Swing: Die Story einer Jazz-Band als Rock-Song

Kaum veröffentlicht machte Sultans of Swing die Dire Straits schlagartig zu Weltstars. Dabei dachte Mark Knopfler, sein Song tauge nicht zum Erfolg.

Dire-Straits-Frontman Mark Knopfler mit Gitarre dpa/picture alliance

Titel: Sultans of Swing
Interpret: Dire Straits
Veröffentlicht: 1978
Länge: 5'50

Wir sind die Sultane. Die Sultane des Swing. Singt Mark Knopfler im Debut-Hit der Dire Straits, der die Band schlagartig zu Weltstars macht und der Musik einen Meilenstein schenkt. 

Dabei ist der Song ein gerader Rocksong mit einer einfachen Struktur und geraden Achteln. Gerade Achtel? Das heißt, dass alle schnellen Achtelnoten exakt gleich lang gespielt werden. Das ist deshalb bemerkenswert, weil er über Swing singt. In der Swing-Musik sind die Achtel unterschiedlich lang, nämlich immer abwechselnd länger und kürzer. Duu-bi-duu-bi-duu-bi. Aber Sultans of Swing geht da-da-da-da-da.

Müde Typen in Pullis, die sich Sultane nennen

Die Story des Songs ist echt. Mark Knopfler hat sie selber erlebt. Er war bei einem Konzert einer Swing-Band in Deptford im Süden Londons. Es waren nur wenige Zuschauer da. Die interessieren sich kaum für die Band. Einige hängen halb besoffen herum. Die Jazz-Band spielt trotzdem tapfer gegen die öde Leere des Saals. Am Ende bedankt sich der Sänger und sagt: We are the sultans of swing.

Mark Knopfler sagte es in einem Interview so:

It was a little deserted pub in Deptford where we were all living at the time — the pub was semi-deserted and the band were down at heel and it was just playing these Dixie standards of Louis Armstrong things, the way they always do. … I mean that’s one thing that struck me that whatever I might have felt about it they were expressing themselves and when the guys said “Thank you very much”, you know, “We are the Sultans of Swing”, there was something really funny about it to me because Sultans, they absolutely weren’t. You know they were rather tired little blokes in pullovers

Mark Knopfler

Die seien alles andere gewesen als Sultane, sondern nur ziemlich müde Kerle in Pullovern.

Mit dem ersten Hit von Null auf Weltstar

Aus dem Erlebnis strickte Knopfler dann die Story und den Song. Dabei benutzte er seine National Steel Guitar, die auf dem Album Brothers in Arms abgebildet ist. Das passte nicht. Er hielt den Song für nichts Besonderes. Er hätte ihn womöglich auch nie veröffentlicht, hätte er es nicht noch mit einer anderen Gitarre versucht. Das änderte alles, sagte Knopfler einem Reporter des Magazins Guitar World.

I thought it was dull, but as soon as I bought my first Strat in 1977, the whole thing changed, though the lyrics remained the same. It just came alive as soon as I played it on that ’61 Strat — which remained my main guitar for many years and was basically the only thing I played on the first album — and the new chord changes just presented themselves and fell into place.

Mark Knopfler

Er habe sich dann eine Fender Stratocaster gekauft, kurz Strat. Mit der Strat hätten die Akkorde und Soli gepasst. 

Der Rest ist Geschichte. Es war ein Song einer komplett neuen und unbekannten Band. Er schlug sofort ein. Es gab Chartplatzierungen auf der ganzen Welt. Das Album verkaufte sich auch grandios und begründete den Ruhm einer bis heute legendären Band.

Weil sie in dem Club lieber eine Rockn'Roll-Band gehört hätten. Aber stattdessen spielte da diese Dixie-Kapelle. Genau das meint die Textzeilt: It ain't what they call Rockn'Roll.

1977 nahmen die Dire Straits "Sultans of Swing" als Demo auf. Die wurde mehr oder weniger unverändert auch auf dem Album veröffentlicht. Für England und Deutschland gab es eine zweite, weniger glattpolierte Version auf Single und fürs Radio.

Die Demo-Aufahme gab Knopfler dem Radio-DJ Charlie Gillett von der BBC. Der mochte den Song und nahm ihn fest in die Song-Rotation seiner Show auf. Zwei Monate meldeten sich die Manager der Plattenfirma Phonogram und nahmen die Dire Straits unter Vertrag.

Ken Tucker vom Rolling Stone pries den "unentrinnbaren Hook" des Songs. Das Magazin Cash Box verglich Gesang und Phrasierung von Mark Knopfler mit der von Lou Reed. John Marlowe nannte Sultons of Swing einen "Verdammt-gut-klingenden-Autoradio-Song", den man rund um die Uhr hören könne. Und so weiter.