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Flower Power: Am Anfang stand der Vietnam-Krieg

Die Blumenkinder hätte es nie gegeben, hätte es den Vietnam-Krieg nicht gegeben ☮ Wie alles anfing ★ und wer die Bewegung schuf.

Vietnam Foto: UPI/dpa

Der Erfinder von Flower-Power: Sein Name mag heute vielen nichts mehr sagen. Aber jeder kennt Flower Power und hat ein Bild im Kopf: bunte Gewänder, Schlaghosen, lange Haare, Räucherkerzen und Haschisch, Scott McKenzie mit San Francisco, Woodstock, Bob Dylan und Jimmy Hendrix. 

Aber all das gäbe es nicht ohne den Vietnam-Krieg. Denn ohne den Vietnam-Krieg gäbe es nicht den Protest dagegen und schon gar nicht diesen speziellen Protest. Friedlich sollte er sein, in jeder Hinsicht das Gegenteil des Militärischen. Trommeln statt Gewehrsalven. 

Aber auf diese Idee musste erstmal einer kommen. Protest war ja meistens ernsthaft und entschieden und ist es bis heute. Aber Protest, der darin besteht, einen schüchternen Sänger mit Gitarre auf der Bühne zu haben und einen Zeitgeist zu schaffen dass Tausende ihm zujubeln und Millionen seine Platten kaufen, das brauchte eine neue Idee.

Der Erfinder von Flower-Power heißt Allen Ginsberg

Der Mann, der die hatte, hieß Allen Ginsberg. Schriftsteller, Dichter, reisender Aktivist. 1956 hatte er ein Skandalgedicht verfasst. Es handelte von Jazz, Wahnsinn und Drogen. Es gab keine Reime, sondern nur den Rhythmus der Sprache. Der Titel: Howl, zu deutsch: Geheul. Berühmt wurde das Gedicht wegen eines Gerichtsverfahrens. Der Staatsanwalt hielt eine Zeile darin für anstößig. Ginsbergs Verleger musste sich einer Anklage stellen. Die Zeile lautet:

who let themselves be fucked in the ass by saintly motorcyclists, and screamed with joy

aus: Allen Ginsburg - Howl

Auf deutsch: "die sich in den Arsch ficken ließen von heiligen Motorradfahrern und vor Freude kreischten".

Das Gerichtsverfahren endete mit einem Freispruch, hauptsächlich aber damit, das Ginsberg plötzlich berühmt war. Er nahm sich In Paris eine Wohnung, in der er aber selten war. Er reiste durch Spanien und Italien. Dann zog es ihn nach Lateinamerika. In Mexiko und Peru besuchte er antike Maja-Städte, im Amazonas-Gebiet entdeckte er die Pflanzendroge Ayahuasca. 

Gestranded in Kuba

Ginsberg war politisch ein Linksradikaler. Die Mutter war Kommunistin und aus Russland in die USA eingereist - was einerseits schräg war, denn Russland war kommunistisch und die USA kapitalistisch, und doch verließ sie ihre Heimat, um beim Klassenfeind zu leben. Andererseits war die Sowjetunion übel antisemitisch und judenfeindlich, wehalb Millionen Juden sie verließen. Das wird in der populären Geschichtsschreibung oft vergessen. 

1964 lud bekam Ginsberg eine Einladung in das kommunistische Kuba zu einer Literatenkonferenz. Die USA hatten eine Blockade gegen Kuba verhängt. Direkte Reisen dorthin waren verboten. Ginsbergs Hinreise ging noch glatt. Er flog über Mexiko. Mexiko ließ ihn aber nicht zurückfliegen. Heim kam er nur über ein anderes Ostblock-Land. 

Also flog er nach Prag. Dort fand er Anschluss an die systemkritische Literatenszene und ging er auf eine verbotene Untergrund-Feier mit Studenten. Es gab einen Eklat. Ginsberg wurde abgeschoben. Das war 1965. 

Polizisten und Hell's Angels stoppen Protest - und starten damit die Bewegung

Und dann begann der Vietnam-Krieg und mit ihm die Proteste. Einmal marschierten einige Tausend Kriegsgegner von der Uni-Stadt Berkeley nach Oakland. Ginsberg war einer von ihnen. An der County-Grenze wurden sie nicht nur von Polizisten gestoppt, sondern auch von Hells-Angels-Rockern. Die beschimpften die Protestler als Scheißkommunisten, die in die Sowjetunion verschwinden sollten.

Daraufhin schrieb Ginsberg einen Essay, der die Flower-Power erfand: "How to Make a March/Spectacle" - wie man einen Marsch/ein Spektakel veranstaltet. Er riet den Protestlern, Massen von Blumen mitzunehmen und an Polizisten und Rocker zu verteilen, außerdem Kinderspielzeug, Trommeln und Instrumente. Sie sollten Hare Krishna rufen und friedlich tanzen. Außerdem war er zufällig mit Bob Dylan befreundet.

Der Rest ist Geschichte.

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