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Upside Down: Von Aretha verschmäht, von Diana geliebt

Mitglieder der Disco-Band Chic schrieben "Upside Down" und boten den Song Aretha Franklin an. Die wollte nicht, Diana Ross schon. Und die rettete dann eine völlig verunglückte Produktion.

Diana Ross singt dpa/picture alliance

Titel: Upside Down
Interpret: Diana Ross
Veröffentlicht: 1980
Länge: 4'07

Dass aus diesem Song ein Nummer-1-Hit in den Billboard-Charts werden konnte... hätte niemand gedacht, als sich Diana Ross mit den Musikern der Gruppe Chic zoffte.

Geschrieben haben Upside Down Nile Rodgers und Bernard Edwards. Mit Chic hatten sie etliche Disco-Erfolge, der bekannteste: Le Freak. Die beiden firmieren auch als Produzenten von Upside Down, aber das waren sie nur teilweise, und in spontaner Wut wollten sie sich gar aus den Song-Credits streichen lassen - womit die Story beginnt.

Die Chic-Jungs wollten Aretha nur singen lassen und alles bestimmen

Eigentlich hatten sie Upside Down Aretha Franklin angeboten, der großen Lady des Soul und Vorbild für Diana Ross. Die fand den Song nett - "handliche Melodie, süßer Text". Außerdem stand sie gerade ohne Produzent da. 

Aber als Rodgers ihr erklärte, wie er sich die Arbeit vorstellte, ging sie ganz schnell auf Distanz. Die beiden wollten nämlich, dass Aretha auf die Schnelle nur ihren Gesangspart einsingt und dann volle Kontrolle über das Arrangement und den Mix behalten. Aber genau das wollte Aretha nicht.

Well, I hadn't worked that way. I'm an interpreter, and I need to be involved with the total musical environment. I was game, but my relationship with Rodgers and Edwards ended before it even began. There were unmentionables concerning their attitudes, which just didn't fly with me. They took those songs – ‘Upside Down’ and ‘I'm Coming Out’ - to Diana Ross. I had no regrets.

Aretha Franklin

Sie habe so nie gearbeitet, schreibt sie in ihrer Biographie. Sie sei Interpretin und brauche es, in den gesamten Prozess eingebunden zu sein. Darum sei die Beziehung zu Rodgers und Edwards vorbei gewesen, bevor sie begonnen habe. Aretha nennt die beiden unberechenbar. Sie seien dann abgezogen und hätten Diana Ross Upside Down angeboten - und übrigens auch I'm Coming Out.

Dianas Kinder waren Chic-Fans - und überzeugten die Mama

Dass Diana Ross sich das Angebot von Rodgers und Edwards überhaupt anhörte, das lag an ihren drei Kindern (später kamen noch zwei dazu, insgesamt hat sie fünf Kinder). Die waren Fans von Chic. Rodgers und Edwards galten den Disco-Kids Ende der 1970er Jahre in den USA als hippste Produzenten überhaupt. In Santa Monica waren sie auf einem Konzert von Chic, mit Mama Diana. Und diese beiden supercoolen Typen wollten mit ihrer Mom Musik produzieren? Sie wollten!

Also wollte Diana dann auch. Die Bedingungen waren allerdings anders als bei Aretha Franklin. Diana war bei der Produktion im Studio dabei. Und da kühlte dann auch ihre Sympathie zu den beiden Chic-Jungs ab. Rodgers und Edwards mixten ihre Stimme unter eine laute Disko-Funk-Musikmasse. Das passte Diana überhaupt nicht.

Diana feuert Rogers und Edwards und mixt aus Disko-Stampf einen Diana-Ross-Song

Sie setzte sich mit Motown-Producer Russ Terrana selber an die Mischpult-Regler, pegelte die Stampf-Elemente runter und ihren Gesang hoch und verwandelte so den Chic-Track in einen Diana-Ross-Song. 

Edwards und Rogers waren außer sich. In ihrer ersten Wut verlangten sie, als Produzenten von Upside Down nicht genannt zu werden. In ihrer zweiten Wut überlegten sie sich das nochmal, weshalb sie am Ende ihre Credits behielten.

Aretha reumütig: "Wie war nochmal seine Telefonnummer?"

Denn ihr Song und was Diana Ross daraus machte, war unfassbar erfolgreich. Am 18. Juni 1980 kam die Single heraus und verkaufte sich weltweit. In den USA landete sie im November 1980 auf Platz 1 der Billboard-Charts. Das Album Diana, das den Song enthielt, wurde das erfolgreichste ihrer erfolgreichen Weltkarriere.

Was natürlich auch Aretha Franklin mitbekam, die dann wohl bereute, Rodgers und Edwards einen Korb gegeben zu haben. In einem Interview sagte sie über Rodgers: "Wie war nochmal seine Telefonnummer?"