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Eleanor Rigby: Name auf dem Grabstein gab dem Song den Titel

Die Beatles schrieben einen Song über eine alte Dame. Sie brauchten einen Namen für sie. Den fanden sie, als John und Paul auf einem Friedhof abhingen.

Blick über einen düsteren Friedhof Scott Rodgerson auf Unsplash
  • Titel: Eleanor Rigby
  • Interpret: The Beatles
  • Veröffentlicht: 1966
  • Länge: 2'06

Die Idee zum Song kam Paul, als er einen Text zu einer halbfertigen Melodie suchte und ihm einfiel, wie er mit John Lennon auf einem Friedhof abhing. Er machte damit eine Dame aus dem frühen 20. Jahrhundert posthum berühmt. 

Er habe als Kind und Jugendlicher viele alte Damen gekannt, schreibt Paul McCartney in dem Beatles-Texteband "The Lyrics - 1956 to the Present". Er habe sich einen Schilling dazuverdient, wenn er ihren Rasen mähte oder Einkäufe erledigte. Eine dieser alten Damen mochte er besonders gern. Er erinnert sich, wie er bei ihr in der Küche saß. Das war seine "Eleanor Rigby", die allerdings anders hieß. Den Namen Eleanor Rigby kannte er da noch gar nicht.

Paul McCartney unscharf in einem Spiegel

You’d get a shilling for cleaning out a shed or mowing a lawn. I wanted to write a song that would sum them up. Eleanor Rigby is based on an old lady that I got on with very well. I don’t even know how I first met ‘Eleanor Rigby’, but I would go around to her house, and not just once or twice. I found out that she lived on her own, so I would go around there and just chat, which is sort of crazy if you think about me being some young Liverpool guy. Later, I would offer to go and get her shopping. She’d give me a list and I’d bring the stuff back, and we’d sit in her kitchen.

Paul McCartney

Den Song begann in seinem Musikzimmer im Haus der Familie seiner Freundin Jane Asher zu schreiben. Einfach ein E-Moll-Akkord, über den er eine Melodie tanzen ließ.

I wrote it at the piano, just vamping an E minor chord; letting that stay as a vamp and putting a melody over it, just danced over the top of it. It has almost Asian Indian rhythms.

Paul McCartney

Über den Text hatte er sich da noch keine Gedanken gemacht, wie meistens. Paul schrieb fast immer zuerst Melodie und Akkordfolge und wartete dann auf eine Eingebung für den Text. Die kam dann auch. Ihm fiel der Brauch ein, dass bei Hochzeiten das Brautpaar mit Reis beworfen wird. Den musste hinterher jemand aufsammeln. Er spielte seine Akkorde und spann sich eine Zeile mit dem Reis-Aufsammeln zurecht. 

While I was fiddling on a chord some words came out: ‘Dazzie-de-da-zu picks up the rice in the church where a wedding has been…’ This idea of someone picking up rice after a wedding took it in that poignant direction, into a ‘lonely people’ direction.

Paul McCartney

"Dazzie-De" sollte zu dem Namen Daisy Hawkins führen, der ihm in den Sinn kam. So ähnlich muss es Romanautoren ergehen, die sich Namen für ihre Protagonisten einfallen lassen und die wild irgendwelche Namen erfinden und ausprobieren. Daisy gefiel ihm dann aber doch nicht. Dann traf ihn die Inspiration, als er in Bristol ein Geschäft sah, das Rigby hieß.

I got the name Rigby from a shop in Bristol. I was wandering round Bristol one day and saw a shop called Rigby.

Paul McCartney

Und bei "Rigby" erinnerte er sich an den Vornamen Eleanore, weil dieser Name auf einem Grabstein stand. Den hatten Paul und John gemeinsam entdeckt, auf dem Friedhof Woolton, wo beide oft zusammen herumstreiften. Ein paar Grabsteine weiter stand der Name eines gewissen McKenzie, womit auch Father McKenzie gefunden war, der ebenfalls im Beatles-Song Eleanor Rigby vorkommt.

But it seems that up in Woolton Cemetery, where I used to hang out a lot with John, there’s a gravestone to an Eleanor Rigby. Apparently, a few yards to the right there’s someone called McKenzie.

Die echte Eleanor Rigby wurde 1895 geboren, war mit einem Thomas Woods verheiratet und starb 1939 mit nur 44 Jahren. Ihr Grab gehört heute zu den bekannten Beatles-Wallfahrtsorten in Liverpool.

Vier Fakten über "Eleanor Rigby"

Ringo ist aus einem sehr simplen Grund nicht dabei: Der Song kommt komplett ohne Schlagzeug aus.

Für die Aufnahmen holten sich die Beatles und Produzent George Martin vier Violinen, zwei Bratschen und zwei Celli ins Studio. Die Streicher ließ Martin rhytmisch Akkorde wiederholen. Für den speziellen Sound platzierte die Mikrofone ganz dicht vor den Instrumenten.

Der Titel wurde in Großbritannien am 5. August 1966 veröffentlicht, und zwar gleichzeitig auf dem Album Revolver und als Doppel-A-Seiten-Single mit Yellow Submarine. Es war der einzige Beatles-Song, der auf beiden Tonträgerformaten gleichzeitig erschien.

Ungewöhnlich auch, dass das Revolver-Album in Deutschland früher auf den Markt kam als in der Beatles-Heimat England, nämlich am 28. Juli 1966.

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