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Please Please Me: Geht es um einen Blowjob?

Der erste Nummer-1-Hit der Beatles war gleichzeitig witziges Wortspiel und doppeldeutige sexuelle Anspielung.

Skulptur der vier Beatles in Liverpool dpa/picture alliance
  • Titel: Please Please Me
  • Interpret: The Beatles 
  • Veröffentlicht: 1963
  • Länge: 2'00

Da hatten die Beatles also ihren ersten Hit mit "Love Me Do". Keine Nummer 1. Man kannte sie ja kaum. Aber gleich im ersten Anlauf in den Top 30, das war ja trotzdem was für eine junge Newcomer-Band. 

Nur: Wie weiter jetzt? One-Hit-Wonder gibt es viele. Und ob die Beatles mehr drauf hatten, war ja noch längst nicht ausgemacht. Und mit einem eigenen Song überhaupt in den Charts zu landen, das fühlte sich ja schon nach ultimativem Erfolg an. Aber sie hatten längst Nachschub fertig. John Lennon dazu in der Beatles-Anthology:

Portrait Johhn Lennon

We’d had a top 30 entry with ‘Love Me Do’ and we really thought we were on top of the world. Then came ‘Please Please Me’ – and wham! We tried to make it as simple as possible. Some of the stuff we’ve written in the past has been a bit way-out, but we aimed this one straight at the hit parade.

John Lennon

Ein Song, der extra für die Hitparade geschrieben war. So eingängig wie möglich. Und das nicht, weil ein Produzent im Hintergrund eine Hitfabrik aufzieht, sondern weil die Musiker selber das so wollen.

Der Produzent fand die erste Version viel zu lahm

Allerdings half Produzent George Martin nach. Was die Beatles zuerst als "Please Please Me" einspielten, war ihm viel zu lahm.  John Lennon, der das Lied schrieb, dachte an eine softe Nummer wie bei Roy Orbison. Und soft und langsam, eher wie eine Blues-Ballade, spielten die Beatles den Song zuerst ein. John Lennon erklärte das dem Autor David Sheff so:

Please Please Me’ is my song completely. It was my attempt at writing a Roy Orbison song, would you believe it? I wrote it in the bedroom in my house at Menlove Avenue, which was my auntie’s place… I remember the day and the pink coverlet on the bed and I heard Roy Orbison doing ‘Only The Lonely’ or something.

John Lennon

Und so klang die Aufnahme dann auch nach dem ersten Anlauf. Das werde so kein Hit, warnte George Martin und verlangte, dass die Musiker das Stück noch einmal neu einspielten. Von der zweiten, schnellen war er begeistert. "Ihr habt gerade Euren ersten Nummer-1-Hit aufgenommen", lobte er über die Sprechanlage im Studio, nachdem alles im Kasten war.

Und damit zum Text, der ziemlich eindeutig von jedermann als Aufforderung zum Oralsex verstanden wurde.

"Bitte befriedige mich!

"Letzte Nacht sagte ich diese Worte zu meinem Mädchen", beginnt der Song. "Ich weiß, Du hast es nie auch nur versucht, Mädchen", geht er weiter. Und dann singt er, fordernd, muss man nicht übersetzen: "Come on. Come on. Come on. Come on." Und nochmal: "Come on. Come on. Come on. Come on!" Mach schon. Mach schon. Und so weiter.

Und endet dann so: "Und bitte befriedige mich. Wie ich Dich befriedige."

Niemand, wirklich niemand, verstand das anders als eine Aufforderung zum Fellatio. John freilich bestritt das damals, was auch verständlich ist, denn die Beatles pflegten ein sauberes und ordentliches Image. John sagte dazu 1980 in einem Playboy-Interview:

"I was always intrigued by the double use of the word 'please.'"

John Lennon

Er sei nur von der Doppel-Bedeutung des Wortes "please" fasziniert gewesen.

Vier Fakten über "Please Please Me"

John war ein erklärter Fan von Roy Orbison und mochte dessen Lied "Please" aus dem Jahr 1930. Darin findet sich die harmlose Zeile: "Please lend me your ear to my pleas". Deutsch: Leih mit bitte Dein Ohr für meine Bitten. Daraus machte er dann die nicht ganz so harmlose Zeile "please please me".

Die Beatles hatten im Juni 1962 einen Vorspieltermin in den Abbey-Road-Studios bei den beiden Parlophone-Produzenten George Martin und Ron Richards. Die Beatles - das waren Paul, John und George mit Pete Best am Schlagzeug. Ringo war noch nicht dabei. Die vier spielten mehrere Songs, darunter Love Me Do. Richtige Stimmung kam nicht auf. Martin war nicht ganz überzeugt. Die Beatles spielten nur ihre Songs runter und sagten kaum etwas. Martin fragte, ob alles in Ordnung sei. George antwortete, alles gut, aber er finde Martins Krawatte hässlich. Damit war die Stimmung zwar gelockert, George Martin aber immer noch skeptisch. Einen Vertrag bekamen die Beatles trotzdem. Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte.

Für das Cover engagierte die Plattenfirma den Fotografen Angus McBean. Er fotografierte die Beatles im Treppenhaus der Plattenfirma EMI in London. Dasselbe Motiv wurde später für das rote und das blaue Album verwendet. In Deutschland erschien das Please-Please-Me-Album allerdings mit einem anderen Cover.

Neun Songs und damit fast alle des Albums wurden an einem einzigen Tag eingespielt, in einer fast zwölf Stunden dauernden Session. Das funktionierte nur, weil die Beatles die Songs praktisch jeden Tag auch live spielten und darum keine lange Proben brauchten. "Am Ende des Tages wollten wir nur noch literweise Milch trinken", sagte John später.

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