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Erdbeeren im LSD-Rausch

Strawberry Fields Forever ist ein John-Lennon-Song. Er erinnert an ein Waisenhaus der Heilsarmee in Johns Nachbarschaft, das Erbeerfeld hieß.

Erdbeeren am Strauch, verzerrt und psychedelisch verändert Henry & Co auf Unsplash
  • Titel: Strawberry Fields Forever
  • Interpret: The Beatles
  • Veröffentlicht: 1966
  • Länge: 4'10

Endlich ruhigere Zeiten. Keine Touren und Live-Auftritte. 

John Lennon war in Almeria, Spanien. Er spielte bei einem Film mit, "How I Won the War". Keine Hauptrolle, aber eine prominente Nebenrolle. Filme drehen ist für Schauspieler oft langweilig, weil mit Warten verbunden. Also hatte John sechs Wochen Zeit, sich seine Gedanken zu machen, herumzuträumen und einen Song zu schreiben. In einem Interview mit David Sheff beschrieb er das 1980 so:

Portrait Johhn Lennon

We were in Almeria, and it took me six weeks to write the song. I was writing all the time I was making the film. And as anybody knows about film work, there's a lot of hanging around.

John Lennon

Heraus kam der Song "Strawberry Fields Forever". Was wirklich etwas verrückt klingt: Was will man mit einem ewigen Erdbeerfeld? Aber am Ende ergibt der Unsinn Sinn, weil er eine tiefe menschliche Dimension blicken lässt. John hat hier einfach seines Innerstes herausgekehrt und die Gefühle beschrieben, die er als Kind hatte. 

Außerdem war das die Zeit, als er gerne LSD nahm. Die Droge vermischt mit einer konkreten Erinnerung an die Kindheit, das ist die Geschichte des Songs.

Wenn die Heilsarmee zur Party rief, konnte John es nicht erwarten

"Strawberry Field" war der Names eines Waisenhauses der Heilsarmee in der Nachbarschaft in der John bei seiner Tante Mimi aufwuchs. Jedes Jahr gab es dort ein Fest. Wenn es losging, dann spielte die Blaskapelle der Heilsarmee. Man konnte das überall hören, auch bei John und seiner Tante Mimi. John sei dann aufgesprungen und habe gerufen: Mimi, los, wir kommen zu spät - erinnerte sich Mimi Smith im Gespräch mit Beatles-Biograph Hunter Davies.

As soon as we could hear the Salvation Army band starting, John would jump up and down shouting "Mimi, come on. We're going to be late."

Mimi Smith

Und Paul sagt, er habe Strawberry Field als düsteren Ort im Gedächtnis. John habe ihn sich immer schön vorgestellt. Und im Sommer, da sei es da tatsächlich schön gewesen. Hinter dem Haus sei ein geheimer Garten gewesen. Da habe man über die Gartenmauer klettern können. Das sei ein richtig wilder garten gewesen, kein bisschen beschnitten, mit vielen guten Verstecken. Und John habe bei Strawberry Field eigentlich eher an den Garten gedacht und nicht an das Waisenhaus.

I've seen Strawberry Field described as a dull, grimy place next door to him that John imagined to be a beautiful place, but in summer it wasn't dull and grimy at all: it was a secret garden. John's memory of it wasn't to do with the fact that it was a Salvation Army home; that was up at the house. There was a wall you could bunk over and it was a rather wild garden, it wasn't manicured at all, so it was easy to hide in.

Paul McCartney

Bei der Produktion des Songs experimentierten die Beatles bis zum Exzess. Insgesamt nahm die Band 26 Takes auf. Den letzten spielten sie schneller und etwas mehr als einen Ganzton höher. Die Idee war, diesen Take dann verlangsamt in den Mix einzufügen, wodurch er dann auch tiefer wurde. Das sollte die Fremdartigkeit des Songs unterstreichen. Natürlich sollte kein Übergang zu hören sein, alle Schnitte sollten unhörbar bleiben. Das klappte aber nicht ganz. Nach rund einer Minute hört man eben doch, wie die Spur mit dem verlangsamten Take 26 einsetzt, wenn auch nur bei sehr aufmerksamem Hinhören und wenn man weiß, worauf man achten muss. Und auch in Take 26 stecken bereits etliche technische Effekte. Beispielsweise hört man hier besonders deutlich das verkehrherum eingespielte Becken von Ringo Starr. Im Ganzen dauerte die Arbeit im Studio 55 Stunden.

Vier Fakten über "Strawberry Fields Forever"

Die Aufnahmen zu Strawberry Fields Forever waren für das Jahr 1966 außergewöhnlich und neu. Die Beatles überlagerten mehrere Aufnahmespuren, Verlangsamten einzelne Bandspuren oder ließen Passagen rückwärts laufen. Diese Effekte tragen zum besonderen Sound und Charakter des Songs bei.

Normalerweise hatte eine Single immer eine A-Seite und eine B-Seite. Auf der A-Seite lief der eigentliche Song und auf de B-Seite irgendein Song, der halt noch übrige war. B-Seite eben. Die man sich irgendwann mal anhört, wenn man gerade nichts besseres zu tun hat (und dann manchmal überraschend Songs entdeckte, bei denen man sich fragte, ob die B-Seite nicht die bessere A-Seite gewesen wäre.) Die Beatles schrieben aber keine B-Seiten-Songs. Und darum veröffentlichen Sie auch Strawberry Fields Forever wieder als Doppel-A-Seiten-Single. Auf der anderen A-Seite war Penny Lane

Insgesamt 14, also noch zehn weitere Musiker neben den Beatles. Auch Roadmanager Neil Aspinall spielte mit, nämlich das Güiro, auch Ratschgurke genannt. So sieht es auch aus: Wie eine zu dick geratene Gurke mit Lamellen, auf denen man mit einem Holzstab entlangratscht, was einen ratschigen Rhythmus-Sound ergibt. Ein anderes eher unbekanntes Instrument spielte George Harrison, nämlich das Swarmandal. Das ist eine indische Art Zither. Außerdem waren vier Trompeter und zwei Cellisten dabei.

Das Mellotron war Mitte der 1960er ein neu erfundenes Keyboard-Instrument, mit dem sich synthetische Akkordklänge produzieren ließen. Mike Pinder von Moody Blues war einer der ersten, die ein Mellotron einsetzte. Er stellt das Instrument Paul, George und Ringe 1965 vor. Aller drei waren sofort angefixt, kauften sich eines und experimentierten damit herum.

Der erwähnte Take 26 - bevor er im Studio langsamer eingespielt und heruntergepitched wurde

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